Die XG-Reihe
1977 wurde die XG 2 (XG-E in Japan und XG 7 ind Nordamerika, Bild 1) eingeführt und war das erste Minolta
Modell, dass ohne Batterie nicht mehr funktionsfähig war. Die Belichtungsmessung arbeitete mittenbetont
und zeigte die Verschlusszeiten als LED an, allerdings immer noch mit analogem Touch-die Zeitenskala
erinnerte stark an die alten Meßnadelanzeigen der XE Baureihe. Diesbezüglich wirkte die XD moderner,
obwohl die XG-Lösung praxisgerechter war, denn bei der XD
wurde ein Teil des Sucherbildes mit der Anzeige verdeckt.
Das Gehäuse war sehr kompakt, ähnlich der SRT und XD
Baureihe. Das Innenleben hatten die japanischen Ingenieure
stark elektronisiert, auf den metallende Lamellenverschluß
der XD-Baureihe musste die XG verzichten und bekam einen
horizontal ablaufenden Tuchschlitzverschluss. Als neue
Elektronik Errungenschaft im Kamerabau (so das Minolta
Prospekt zur XG 2) erhielt die XG den sogenannten “touch-
switch” Auslöser. Dieser war zugegebenermaßen ein
Fortschritt, denn das auflegen eines Fingers startete die
Messung (mit Handschuhen genügte leichtes drücken) und
ließ die passenden LED`s aufleuchten. Das die XG 2 zuerst
als Ergänzung zur XD gedacht war, bemerkt man nicht nur
an der Nummerierung. Hier ließ Minolta ja Luft nach oben
und unten. Auch war sie als reiner Zeitautomat konzipiert,
die Blenden- und Programmautomatik fehlten ihr völlig. Zum komfortableren Arbeiten und als Spitzenmodell
der XG-Reihe vermissten ambitionierte Minolta XG-Fotografen die eingespiegelte Blende, Abblendtaste und
Nachführmessung (im manuellen Modus wird die Anzeige im Sucher abgeschaltet-eine wenig hilfreiche
Lösung).
Minoltas Erkenntnis aus dem Erfolg der XG 2 war aber eine
andere. Es ließen sich tatsächlich moderne Spiegelreflexkameras
zu einem günstigen Preis in großer Stückzahl verkaufen. Den
meisten Fotografen genügte scheinbar die sehr gut
funktionierende Zeitautomatik der XG 2, Programm und
Blendenautomatik brauchte nicht jeder.
So kam es, dass 1978 die XG 1 auf dem Markt erschien (Bild 2).
Von vorne ist sie auf den ersten Blick nicht von der XG 2 zu
unterscheiden, allerdings wurde sie in einigen Punkten
vereinfacht. So fehlt ihr auf der Rückwand der Memohalter mit
Umrechnungstabelle (ein einfacher Aufkleber dient als Ersatz) und
der Sucher wurde umgestaltet. Er wirkt viel moderner da die
Zeiten jetzt schwarz hinterlegt wurden und die LEDs ragten nicht
wie bei der XD ins Sucherbild. Allerdings fehlen die Zeiten
zwischen der 1/30s und der 1, hier sind nur ein paar Punkte zu
sehen. Dies sah Minolta scheinbar als praxisgerechte Lösung an,
um der Zielgruppe der XG 1 zu verdeutlichen, dass es ab der 1/30s nicht mehr ratsam ist ohne Stativ zu
arbeiten. Die XG 1 war eine überaus erfolgreiche Kamera und machte im Laufe ihrer Programmzugehörigkeit
einige Veränderungen durch, bis sie schließlich als XG1 (n) (Bild 8), dass moderne Gehäuse der XG-M (Bild
6) und bekam.
1978 wurde neben der XG-1 für kurze Zeit die XG-SE
angeboten (Bild 3). Oft wird sie als eine in der Ausstattung
leicht veränderte XG-2 beschrieben. Vergleicht man die
XG-SE aber mit der XG-2 und der XG-1, so ist zu
festzustellen, dass die XG-SE eher eine XG-1 ist. Die beiden
sind fast identische, erkennbar auch in den technischen
Daten der Handbücher-hier unterscheiden sich XG-SE und
XG-1 nicht, die XG-2 weicht aber ab. Die XG-SE hat der
XG-1 aber die Mattscheibe der XD-7 voraus, diese ist
wesentlich heller.
Warum Minolta die fast Zwillinge XG-1 und XG-SE zeitgleich
angeboten hat, wird wohl für immer deren Geheimnis
bleiben. Ein Zusammenhang mit dem nachfolgenden
Topmodell der Baureihe, der XG-9, die in Japan XG-S hieß,
kann vermutet werden. Häufig findet man auch die
Spekulation, dass es sich wegen des schwarzen Gehäuses
um eine “Special Edition” der XG-1 handelte. Das macht aber
wenig Sinn, da die XG-1 auch in schwarz angeboten wurde.
Im Juli 1979 wurde die XG 2 durch die XG 9 (XG-S in Japan)
ersetzt (Bild 4). Diese brachte einige wichtige Verbesserungen mit
und machte sie nun wirklich interessant für den ambitionierten
Amateur.
Die XG 9 erhielt eine bessere Mattscheibe und die Zeitenskala
wurde dem XD-Design angepasst. Nur ragten nicht mehr die LEDs
in das Bild, sondern sie waren rechts von den Ziffern angebracht.
Dazu spendierten die Minolta-Ingenieure der Kamera eine
Abblendtaste und auch die Blende wurde endlich unten in den
Sucher eingespiegelt. Nur eine Nachführmessung war immer noch
nicht möglich,
weiterhin
hüllte sich
die Anzeige beim umschalten in den manuellen Modus in
vornehmes schwarz.
1980 brachte Minolta die X-7 auf den Markt, technisch
und von der Ausstattung eine veränerte XG-1, ohne
Möglichkeit die Kamera im manuellen Betrieb zu nutzen
(Bild 5). Bemerkenswert ist bei dem Modell, dass es
stellenweise schon das Design der späteren XG-M und
damit der
X-700
vorwegnahm. Nach gleichem Muster, nur noch weiter reduziert,
erschien 1981 die Minolta XG-A (Bild 6).
Im Oktober 1981 wurde weltweit die Minolta XG-M vorgestellt
(Bild 7). Lediglich in Japan war dieses Modell zu diesem
Zeitpunkt nicht zu haben. Dort wurde im gleichen Gehäuse die
Minolta X-700 eingeführt und erst 1982 kam dort die XG-M als
Minolta X 70 auf den Markt. Während bei den bisherigen XD und
XG Modellen lediglich ein einfacher Winder zum motorischen
Filmtransport ansetzbar war, konnte die XG-M erstmals mit dem
Minolta Motor-Drive 1 (MD-1) bestückt werden. Dieser ermöglichte Serienbildgeschwindigkeiten bis 3,5 Bilder
pro Sekunde und verbesserte die Haltung der Kamera enorm. Das M (wie Motor) in der Modellbezeichnung
deutet vermutlich auf diese Möglichkeit hin. Mit diesem Modell war die Entwicklung der XG-Reihe im
wesentlichen abgeschlossen. Auch sie nahm die Formensprache der nachfolgenden Minolta X-700 auf und die
Anzeige schaltete im manuellen Modus endlich nicht mehr ab.
Zudem bekam sie das neue MINOLTA Logo mit auf den Weg.
Diese war nun in einer modernen Schrift und ausschließlich in
Großbuchstaben gestaltet. Als Besonderheit symbolisierte das O
im Schriftzug eine aufgehende Sonne.
Die XG 1 bekam 1981 ebenfalls das neue Logo, auch die
Restbestände der Minolta XD-Reihe wurden damit ausgestattet.
1982 verpackte Minolta die XG 1 dann komplett in dieses
Gehäuse (Bild 8) und nannte diese zukünftig XG 1 (n), einzig
die Position des Selbstauslösers war bei der XG-M und XG 1 (n)
unterschiedlich.
So spiegelte 1981 das Minolta Kamera Prospekt mehrere
Jahrzehnte Kamerageschichte wieder. Dort wurden die Modelle
XD-7, XD-5, XG-M, XG-1 und SR-T 100X angeboten.
Die XG-M wird allgemein als das beste Modell der XG-Reihe
bezeichnet. Von der Verarbeitung und Praxistauglichkeit steht
ihr die XG 9 nach meiner persönlichen Erfahrung nicht nach.
Früherer XG Modelle leiden häufig an einem von der XD-Reihe
bekannten Problem. Die Belederung beginnt unter bestimmten
Umständen zu schrumpfen oder löst sich vom Kameragehäuse.
Zudem neigen die XG 1 und XG 2 Modelle an sich zersetzenden
Dichtungen am Prisma. Dies führt zu grauen Streifen im Sucher-
beeinträchtigt aber nicht die fotografische Funktion.
In den vor-Internet-Zeiten war ausführliches Prospektmaterial
eine wichtige und oftmals die einzige Entscheidungshilfe für
Kunden. Daher beleuchteten Sie die Vorteile der Kamera
ausführlich und stellten auch das ganze System vor. Daneben
versuchten die Hersteller den Kunden das System und die
Technik mit deren Anwendung nahe zu bringen. Diese Aufgabe
übernahm der Minolta Foto Spiegel und begleitete viele Minolta
Fotografen über Jahrzehnte.
Als Fachmann für Minolta Produkte und deren Anwendung gilt
zweifelsohne Herr Josef Scheibel. Seine Bücher zu den Modellen waren keine abgeschriebenen
Bedienungsanleitungen, sondern mit Insiderwissen gefüllte Informationsquellen zu den Produkten (Bild 9).
Ein Blick unter www.scheibel.de führt auch zu einer Gebrauchtliste der Werke und einiger Produkte.
Änderungen: 26.05.2011, 29.05.2011, 12.06.2011, 23.06.201, 05.07.2011,09.07.2011
Fotografie mit dem Minolta SR-Bajonett